Bundesfinanzministerium lässt Garantiezins fallen
Die Zinssenkungen der EZB ziehen weiter ihre Kreise. Nachdem die Rendite für die Bundesanleihe mit zehnjähriger Laufzeit im letzten Monat erstmals auf unter einen Prozent gefallen war, wird bald auch der sogenannte Garantiezins entsprechend absinken. Der Garantiezins ist eigentlich ein Höchstzinssatz (Höchstrechnungszins). Versicherer nehmen ihn als Maßgabe für Lebensversicherungen und andere Versicherungsverträge mit langer Laufzeit und garantierten damit bisher eine lohnenswerte Rendite auf den Sparanteil des Vertrages. Vorgeschlagen wird der Höchstrechnungszins von der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) und der Deutschen Aktuarvereinigung. Festgesetzt wird er schließlich vom Bundesfinanzministerium. Die deutsche Aktuarvereinigung, ein berufsständischer Verein zur Interessenvertretung für Bauspar-, Versicherungs- und Finanzmathematiker hatte vorgeschlagen, den Höchstzins noch bis zum Jahr 2018 auf 1,25 Prozent zu halten und ihn erst anschließend auf 1,0 Prozent zu senken. Das Bundesfinanzministerium entschied jedoch dagegen und kündigt schon für den 01. Januar 2017 eine erhebliche Senkung an.
Garantiezins erreicht historischen Tiefstwert
Damit erreicht der Garantiezins einen historischen Tiefstwert. In den 1980er Jahren lag der Zins noch bei 3,5 Prozent, ab 1994 wurde er auf 4 Prozent angehoben. Bis zum Jahrtausendwechsel hielt er sich auf diesem attraktiven Niveau. Seitdem fällt der Zins jedoch kontinuierlich alle paar Jahre um 0,25 Prozent. In Zukunft dürfen Versicherer ihren Neukunden für die Lebensversicherungen dann lediglich noch 0,9 Prozent garantieren. Was die Kapitallebensversicherung in der Vergangenheit so attraktiv machte, war die Sicherheit, mit der Versicherungsagenturen ihren Versicherten die Höhe der Rendite nach Beendigung der Laufzeit garantieren konnten. Bei Zinshöhen von zwei bis vier Prozent war so ein Vertrag durchaus lohnenswert. Wenn der Garantiezins auch nicht auf die volle Höhe der Einzahlungen angerechnet wurde und wird. Denn Verwaltungskosten, Abschlussprovision, der Risikoschutz und eventuelle Vertriebskosten werden von den Einzahlungen abgezogen und damit auch nicht verzinst. Nach Abzug aller Kosten und der geringen Verzinsung ist so ein Vertrag ab Januar 2017 dann eigentlich gar nichts mehr wert.
Klassische Lebensversicherungen sind nicht mehr interessant
Aus dieser Grundlage heraus raten Verbraucherzentralen mittlerweile von dem Abschluss einer klassischen Lebensversicherung ab. Grundsätzlich können sich Lebensversicherungsnehmer also künftig von ihren Hoffnungen auf satte Renditen verabschieden. Zudem gibt es andere Vorsorge-Versicherungen und Anlagen, die weitaus ertragreicher sind. Doch nicht nur für die Versicherten werden die Kapitallebensversicherungen immer uninteressanter. Auch für die Versicherungsunternehmen wird es zunehmend schwieriger, die garantierten Renditen zu erwirtschaften. Nach Abzug der Kosten muss der verbliebende Sparanteile die Zinserträge reinholen, bei Zinssätzen von weniger als einem Prozent kommt allerdings nicht viel mehr als nichts dabei heraus. Im Grunde ist mittlerweile schon die garantierte Rückzahlung der 
eingezahlten Beiträge für die Versicherungsunternehmen ein Risiko. Dazu kommt, dass sich für die bestehenden Verträge nichts ändert. Und genau darin liegt das eigentliche Problem für die Versicherer. Die Gewährung eines Garantiezinses erfordert nämlich die Bildung einer Zinszusatzreserve, damit die garantierten Renditen auch tatsächlich ausgezahlt werden können. Für die Verträge aus den 80er und 90er Jahren bedeutet das, dass die Reserven die Renditen von 3,5 und 4 Prozent abdecken müssen und weit in die Milliarden gehen. Die Versicherungsunternehmen investieren das Geld ihrer Versicherten darum vermehrt in risikobewusste Fondsanlagen und Aktien, um möglichst hohe Erträge zu erwirtschaften, die dann aber nicht unbedingt erfolgen.
Bildquellen: „Kalkulation“ stevepb – pixabay.com / „Lebensversicherung“ Monam – pixabay.com
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